das gehörte feuer : orphische skizzen

Schmatz, Ferdinand, 2016
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Reservierungen 0Reservieren
Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-7237-3
Verfasser Schmatz, Ferdinand Wikipedia
Systematik NK - Medizin, Gesundheit
Interessenskreis Gesundheit
Schlagworte Demenz
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2016
Umfang 246 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 4. Auflage
Sprache deutsch
Verfasserangabe Ferdinand Schmatz
Annotation Quelle: Pool Feuilleton;
Manche Bücher haben nur scheinbar die Form eines Buches und sind in Wirklichkeit ein optisches Testgerät, das zur Verschreibung von Sehbehelfen benötigt wird.
Ferdinand Schmatz gilt landläufig als experimenteller Lyriker, der Tag und Nacht daran arbeitet, die Grenzen der Lyrik auszuloten und das Publikum behutsam an diese heranzuführen. "das gehörte feuer" ist der Versuch, aus Lesevorgängen, überlieferten Biographien und disparaten Papieren orphische Skizzen zusammenzustellen, die letztlich eine neue Biographie ergeben. Schreiber und Leser sollen über diese graphische Tastatur zu einer gemeinsamen Biographie zusammengeklopft werden, wenn auch nur für die Zeit der Lektüre.
Orpheus gilt in der Mythologie als so etwas wie der Ur-Sänger, der den poetischen Raum zuerst geschaffen und dann vollendet hat. Ferdinand Schmatz geht nun daran, diesem orphischen Optimalzustand eine Lese-Situation gegenüberzustellen, die es mit diesem Mythos aufnehmen kann. Drei Anwender orphischen Zustandes werden zu einer neuen Biographie zusammengefasst. Pier Paolo Pasolini als Dramaturg, Marylin Monroe als darstellender Hollywood-Mythos und Joseph Schmidt, der gefeierte und von den Nazis ermordete Opernstar, werden zuerst in biographische Sequenzen aufgefächert und schließlich in einem neuen Zusammenhang ineinander geschoben.
Dabei treten allerhand erzähltechnische und optische Verfahren zu Tage. Fotoessay, Kommentar, Lektüre-Mitschrift, Vinylpressung, Kunsttheorie nach Cy Twombly, Nachrede, Traumfragmente, Filmriss, Gramsci-Essay, Abspann, Korrekturbögen, Notate. Alles, was die Rezeption der Drittel-Helden vorantreiben könnte, wird zu einem poetischen Song ausgebaut, der mal rechts- dann wieder linksbündig das Auge zum Rasen bringt.
Tatsächlich ergibt sich am Schluss ein Ich, das wie ein poetischer Einzeller aufgebaut aus einem rhapsodischen Mund zu bestehen scheint. "es treibt mich zu öffnen was: mund - / ihn, untere zunge, zu spüren, / ihn, oberer zahn, zu rühren, // ihn, rundum drüber hinaus was treiben zu lassen [] / luft / fleucht / sand / kracht / in den schlund, dort, verformt sichs (noch ohne phrasen)" (238) Die Idee dabei ist, dass die Sprech- und Sing-Werkzeuge poetisch in Stellung gebracht werden müssen, damit daraus Poesie entsteht. Die sogenannte Phrasen sind dann wohl sekundär, wenn die Singorgane ordentlich in Pose gestellt sind wie Segel, die auf Wind warten.
Der Versuch, poetische Vorgänge im Elektronen-Lesemikroskop vorzuführen, erweckt tatsächlich neue Einsichten. Mit dieser Methode "orphische Skizzen" lässt sich vermutlich so allerhand Gegenwartslyrik analysieren und neuen Erkenntnissen zuführen. Das große Ärgernis beim "gehörten feuer" bleibt freilich der Druck. Ein Typograph, der vermutlich noch nie etwas über den bloßen Buchstaben hinaus gelesen hat, wartet mit Schmieragen, 15- Prozent-Grauton und Druckschlieren auf, die man vielleicht digital an einem Display klarwischen kann, die aber als Buch den Lesevorgang teilweise unmöglich machen.
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
4566 NK, Schm

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.